Einrichtungsleitung
Frauke Im Moore
05.05.2022
Im Haus Oase wird die sowohl die schöpferische als auch die neurologische Musiktherapie angewandt.
Während einer Fortbildung für das Personal aller Disziplinen von unserer Musiktherapeutin Tanja Saßmannshausen erlebten die Teilnehmer Auszüge dieser Therapieformen und erfuhren, was musikalische Elemente bewirken und wie sie in die tägliche Arbeit integriert werden können.
Bei der Verarbeitung der Musik sind sehr viele Hirnareale beteiligt, auch die, die für die Bewegung zuständig sind. Bei der Bodypercussion beispielsweise kann man den Rhythmus für die Bewohner erfahrbar machen, indem man entlang des Körpers „tappt“. Dadurch erhält der Bewohner eine körperliche Identität, mit einer Vorgabe von Klang und Dynamik werden die Bewegungen der Arme und Beine unserer Bewohner erleichtert.
Musik von CD oder anderen Tonträgern verwendet unsere Musiktherapeutin Tanja selten, und wenn, dann zu rezeptiven Einheiten. Das bedeutet, dass Musik nicht einfach vorgespielt wird, sondern gemeinsam erlebt wird. Empfindungen und die Veränderungen der Körperzeichen der Bewohner werden im Anschluss verbalisiert.
Tanja beobachtet bei ihrer Arbeit wie die Bewohner auf unterschiedliche Klangfolgen und auf unterschiedliche Klangfarben reagieren. Insbesondere über den Atemrhythmus aber auch über die Mimik und Gestik tritt sie in einen Dialog ohne Worte.
Während der Fortbildung erfuhren die Teilnehmer des Weiteren, dass alle Menschen lächeln müssen, wenn sie ihren Vornamen bei der stimmlichen und instrumentalen strukturierten Improvisation hören. Anhand von Abbildungen von Hirnscans sahen sie, dass bei der Nennung von Namen wesentlich mehr Hirnarale beteiligt sind, als bei anderen gesprochenen Wörtern.
Wenn man Musik wahrnimmt, werden immer Emotionen angesprochen. Dafür sorgt das Limbische System in unserem Gehirn. Bei Menschen mit Hirnverletzungen sind bestimmte Bereiche geschädigt, vornehmlich die Großhirnrinde. Viele tief liegende Areale sind intakt. Da bei den Bewohnern das Langzeitgedächtnis besser funktioniert als das Kurzzeitgedächtnis, werden Wiegenlieder und Kinderlieder zur Kontaktaufnahme verwendet. Tanja wählt die unterschiedlichen Taktformen (2/2, ¾, 4/4 und 7/8 Takte zum Beispiel) um deren Charakteristika bei Bewegungen zu nutzen. Wir erleben, wie uns der 3er Rhythmus ins Schunkeln bringt.
Hervorzuheben ist, dass bei musiktherapeutischen Einheiten alle Beteiligten viel von ihrem Inneren aufdecken. Daher ist es wichtig, dass dies in einem geschützten Rahmen stattfindet und nicht gestört oder beobachtet wird.
Da Musikverarbeitung sehr intensiv ist, wurde am Ende noch einmal betont, dass die Beschallung in Bezug auf Überforderung und als Stressfaktor überdacht werden sollte. Weniger ist mehr!
Die Selbsterkenntnis bei den Teilnehmern der Fortbildung war groß und dementsprechend auch die Motivation, Elemente der Musiktherapie in die alltägliche Arbeit zu integrieren.
Danke Tanja, dass du uns einen Einblick in deine Arbeit gegeben und uns an deinem Wissen teilhaben lassen hast.
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Frauke Im Moore